70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges: Jugendaustausch –Verständigung – gemeinsame Zukunft

Interview mit Frank Zimmermann, stellv. Schulleiter der Realschule Munster

Wie ist die Idee zu dem Projekt entstanden?

2010 hatte der Landrat zu einer Veranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (VDK) eingeladen. Der Hintergrund meines Besuchs war, dass ich Friedensarbeit sehr wichtig finde, gerade auch, weil Munster ein Militärstandort ist. Ich wollte ein neues Projekt für die Schule an den Start holen und habe die Idee, Namensziegel zu gestalten, von der Veranstaltung mitgebracht. In Absprache mit anderen Lehrern wurden 2010 die ersten Ziegel hergestellt, die dann 2011 in Bergen-Hörsten angebracht wurden. Dabei arbeiten wir auch mit der Partnerschule in Mitschurinsk zusammen. 

Warum engagiert sich die Realschule Munster bei dem Namensziegel-Projekt?

In erster Linie geht es uns darum, Friedensarbeit zu leisten. Das geschieht getreu des Ansinnens des VDKs: Versöhnung über den Gräbern, Arbeit für den Frieden. Wir möchten junge Menschen zu weiteren eigenen Nachforschungen anregen und den Dialog zwischen den Generationen über die Geschichte und humanen Werte fördern. Mein persönliches Anliegen ist es, zu erreichen, dass deutsche Soldaten in Russland ein entsprechendes Grab erhalten. 

Warum lohnt es sich, bei dem Projekt dabeizubleiben?

Kriegsgräberstätten sind heute nicht nur Gräber, sondern vor allem Lernorte, die anregen sollen, über die damalige Zeit nachzudenken und daraus Schlüsse zu ziehen. 

Würden Sie anderen Schulen raten, auch solche Erinnerungsprojekte durchzuführen? Warum?

Ja, selbstverständlich. Es geht darum, den Menschen ihre Identität zurückzugeben und aus der Vergangenheit zu lernen. Das ist praktische Friedensarbeit. Aus der Praxis lernt man bekanntlich mehr als aus der Theorie. 

Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft von „Wir schreiben Eure Namen?“

Mein Wunsch ist, dass sich viele Schulen an dem Projekt beteiligen und dass es irgendwann geschafft wird, dass kein Soldat ohne Namen bleibt. Es ist ergreifend, wenn meine Kollegen aus Russland kommen und von den Reaktionen der russischen Angehörigen der verstorbenen Soldaten berichten. Angehörige haben sogar Erde von ihrem eigenen Hof mitgeschickt, die dort, wo der Ziegel ihres verstobenen Familienmitglieds angebracht ist, verstreut werden soll. 


Das Interview führte Anna Fleischmann, Bundesfreiwillige im Programm "Kultur und Bildung".