Austausch über Wege der Friedensbildung im deutsch-russischen Jugendaustausch

Veranstaltungsrückblick

"Ich bin froh, dass ihr dieses schwierige Thema auf die Agenda gesetzt habt." So lautete das Feedback eines Teilnehmers unseres Dialogforums, das vom 05.- 07.Dezember 2023 in Offenbach stattfand. Gemeinsam mit 16 Lehr- und Fachkräften wollten wir über friedenspädagogische Perspektiven in Zeiten des Krieges in der Ukraine sprechen. Zudem verbanden alle Beteiligten mit dem Dialogforum die Hoffnung, mehr Klarheit darüber zu erlangen, ob und wie in der konkreten Arbeit mit Russland an der Traditionslinie des internationalen Jugendaustauschs, für Frieden und gewaltfreies Miteinander einzustehen, festgehalten werden kann.

Erfahrungsaustausch und Workshops 

Zu Beginn tauschten sich die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen im Bereich Friedenspädagogik aus und formulierten ihre Erwartungen an die Veranstaltung. Im Anschluss begann die inhaltliche Arbeit in den Workshops „Frieden interkulturell“, „Desinformation & Fake-News“ sowie „Umgang mit Konflikten“. 

Im interaktiven Workshop „Umgang mit Konflikten“ von Dr. Jana Schildt und Henrike Reuther ging es um die eigene Rolle in zwischenmenschlichen Konflikten, die sich durch den Krieg in der Ukraine ergeben haben. Um sich schwierigen Situationen stellen und Konflikte bewältigen zu können, sei es zunächst wichtig bei sich selbst anzufangen. In einem Gedankenspiel, bei dem die Teilnehmenden ihre Erinnerung an die durchlebten Emotionen am Morgen des 24.Februar 2022 durchlebten, reflektierten sie ihren jeweils eigenen Konfliktstil und tauschten sich mit Gleichgesinnten darüber aus, was ihnen hilft, wieder aus dem Konfliktmodus herauszukommen.

Um Desinformation, das Verbreiten von Fake News und Faktoren, die deren Verbreitung begünstigen, ging es im Workshop „Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst“ von Dr. Regina Heller und Anita Vogelmann. Da sich besonders Jugendliche fast ausschließlich über die sozialen Medien informieren, wurde im Workshop auf das Thema Medienkonsumverhalten besonders eingegangen.

Im Workshop „Frieden interkulturell“ nahm Anne Kruck als Referentin der Berghof Foundation die Teilnehmenden mit auf eine interkulturelle Reise. Dabei referierte sie über persönliche Friedensvorstellungen und Friedensbegriffe in der Friedenspädagogik. In Kleingruppen beschäftigten sich die Teilnehmenden anschließend mit Friedensbegriffen im Kontext des deutsch-russischen Jugendaustausches.  

Best Practice

Am zweiten Tag ging es vor allem um die Erfahrungen der Teilnehmenden und die Vorstellung von Praxisbeispielen.

In den Projekten des Vereins „Musik für den Frieden – Музыка ради Mира“ bringt der Musikpädagoge Thomas Vogt, Jugendliche aus Deutschland und Russland zusammen auf eine Bühne. Die gemeinsamen Inszenierungen in Form von Musik, Tanz und Theater zeigen auf beeindruckende Weise, welche großartigen Projekte entstehen, wenn die Zusammenarbeit auf Freundschaft und Vertrauen basiert. Die Projekte von "Musik für den Frieden" schaffen verbindende Elemente und fokussieren auf Gemeinsamkeiten statt auf Unterschiede. 

Die Arbeit der Organisation Dialogue for Understanding e.V. stellte Syuzanna Galstyan vor. Die Schwerpunktthemen des Vereins sind Frauenförderung, kulturelle Inklusion und Menschenrechtsarbeit. In ihren Ausführungen ging die Referentin besonders auf den do-no-harm-Ansatz ein, einer Methode zur Vorbereitung und Bewertung von Friedens- und Entwicklungsprojekten, um unerwünschte Wirkungen im Blick zu behalten.

Zuletzt berichteten Claus Bietz von MitOst Hamburg e.V. und Elena Bobrowskaja von der russischen Organisation Interra über ihre langjährige Partnerschaft und das letzte gemeinsame Austauschprojekt in Georgien.

Abschluss und Ausblick

Im abschließenden World Café setzten sich die Teilnehmenden unter anderen mit folgenden Fragen auseinander: Vor welchen Herausforderungen stehen deutsch-russischer Partnerschaften, wenn es um den Umgang mit dem Krieg in der Ukraine geht? Was genau können deutsch-russische Partnerschaften zur Friedensbildung beitragen bzw. was sind realistische Ziele? Welche Aktivitäten können Träger von Jugendaustausch mit ihren russischen Partnerorganisationen unter den aktuellen Bedingungen im Sinne einer Friedensbildung unternehmen? Welche externe Unterstützung benötigen Träger von Jugendaustausch dafür?

Nach dieser Pilotveranstaltung, die in Kooperation mit dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg (IFSH) und der Berghof Foundation konzipiert und durchgeführt wurde, ziehen alle Beteiligten ein positives Fazit. Die Veranstaltung bot nicht nur Raum zum gegenseitigen Austausch, sondern lieferte wichtige und hilfreiche Inputs für die Arbeit im aktuell sehr herausfordernden Feld der deutsch-russischen Zusammenarbeit. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit und weitere Angebote für Träger im deutsch-russischen Jugendaustausch sind geplant.

 

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