„Soziale Kompetenzen sind genauso wichtig wie Mathe und Chemie“ 

7. Parlamentarischer Abend der internationalen Jugendarbeit 

Foto: David Ausserhofer

Welche Kompetenzen vermittelt europäische und internationale Jugendarbeit als Teil der non-formalen Bildung jungen Menschen? Wie können die internationalen Erfahrungen zur Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen und zur beruflichen Orientierung und Bildung beitragen? Diese und weitere Aspekte wurden am Donnerstag, 5. November,  beim 7. Parlamentarischen Abend der Internationalen Jugendarbeit thematisiert. Rund 170 Gäste von Jugendverbänden und Institutionen der nationalen und internationalen Jugendarbeit diskutierten in der Landesvertretung Saarland mit 16 Abgeordneten aus Bundestag und Europaparlament.

„Grenzen überschreiten ist eine Chance“

„Grenzen überschreiten: Was leistet internationale Jugendarbeit für junge Menschen in Übergangsphasen?“ lautete dieses Mal das Thema, zu dem ConAct – Koordinierungszentrum deutsch-israelischer Jugendaustausch, Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW), Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW), IJAB – Fachstelle für internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland, JUGEND für Europa – Nationale Agentur Erasmus+, Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch (DRJA) und Tandem – Koordinierungszentrum deutsch-tschechischer Jugendaustausch in die Landesvertretung Saarland eingeladen hatten.

 "Grenzen zu überschreiten, ist eine Chance“, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Caren Marks, in ihrer Rede. „Internationale Jugendarbeit vermittelt Kompetenzen, stiftet Begegnungen und stärkt Persönlichkeiten“, unterstrich sie die Bedeutung der Fach- und Förderstellen für internationale Jugendarbeit. Von vielen Seiten werde gefordert, die sozialen Kompetenzen  neben der Fachkompetenz stärker zu fördern. „Das ist genauso wichtig, wie Mathe, Bio und Chemie, denn beides zusammen macht den Menschen aus“, betonte Marks.

Foto: David Ausserhofer

Diskussion in vier Foren

Mit den Abgeordneten Katja Dörner (Bündnis 90/ Die Grünen), Svenja Stadler (SPD) und Karin Binder (Linke) diskutierten die Gäste u.a. über Möglichkeiten, bisher unterrepräsentierte Zielgruppen für die Internationale Jugendarbeit (durch berufliche Austauschprogramme) zu erschließen. Moderiert wurde dieses Forum vom Geschäftsführer der Stiftung DRJA, Thomas Hoffmann, und Marcus Ingenlath, Generalsekretär des Deutsch-Französischen Jugendwerks. In der Diskussion zu diesem facettenreichen Thema wurden folgende Hauptthesen herausgearbeitet:

  • Es gibt den politischen und parteiübergreifenden Konsens im Deutschen Bundestag, dass eine internationale Mobilitätserfahrung zum Erwerb interkultureller Kompetenzen möglichst jedem jungen Menschen ermöglicht werden soll.  Dieses Ziel erhält vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsproblematik und den dringlicher werdenden Aufgaben zur Integration an deutschen Schulen eine besondere Brisanz.
  • Als wichtigste Mobilitätshindernisse können fehlende Fremdsprachenkenntnisse, ungenügende Rahmenbedingungen wie mangelnde „Auszeiten“ für einen Austausch für Schülerinnen und Schüler in der beruflichen Bildung oder für junge Menschen, die durch einen Austausch keine SGB-Leistungen verlieren wollen, sowie fehlende finanzielle Mittel betrachtet werden. 
  • Frühere Sensibilisierung für Fremdsprachenerwerb und interkulturelles Lernen sind notwendig, d.h. beginnend bereits in den Kindertagesstätten und Grundschulen; entsprechende Anschlüsse müssen in der Folge an weiterführenden Schulformen bundesweit gewährleistet sein.
  • Breitere und intensivere Informationsflüsse über die Möglichkeiten und Vorteile von internationalen Mobilitätsprogrammen sowie der Ausbau des Netzwerks „Information und Beratung“ sind notwendig.
  • Kommunikation mit Berufsschulen sowie Kammern und Berufsverbänden müssen intensiviert werden. Für Austauschprogramme und Mobilität muss vor Ort an Schulen geworben werden. Austauschprogramme sollen als Teil der Ausbildung anerkannt werden. Hierbei ist man auf die Hilfe der Tarifpartner, KMUs etc. angewiesen. An Berufsschulen mit besonderen Profilen ist ein Austausch womöglich leichter umzusetzen.
  • Die Kultusministerkonferenz (KMK) steht einer Internationalisierung offen gegenüber. Internationale Mobilitätsprogramme und die positiven Auswirkungen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen öffentlich verstärkt beworben werden, beispielsweise im Rahmen eines „Jahrs der Interkulturellen Bildung“.
  • Unter den Fraktionen des Bundestages besteht gleichfalls ein breiter Konsens: Um verstärkt unterrepräsentierte Zielgruppen für internationale Mobilitätsprogramme zu erschließen, werden zusätzliche finanzielle Mittel benötigt. Die kosten- und zeitintensive Begleitung und Betreuung durch Multiplikatoren und Fachkräfte kann damit sichergestellt werden.

In drei weiteren Foren ging es außerdem darum, wie internationale Austauscherfahrung auf die Persönlichkeitsbildung junger Menschen wirkt, welche Formen und Möglichkeiten es der Anerkennung non-formaler Bildung gibt und dass der Wert beruflicher Austauschprogramme und Auslandspraktika nicht auf die Arbeitsmarkttauglichkeit Jugendlicher reduziert werden darf.

Seit 2006 veranstalten die Fach- und Förderstellen für Internationale und Europäische Jugendarbeit regelmäßig gemeinsame Parlamentarische Abende und laden Abgeordnete zum Parlamentarischen Frühstück ein.

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