Organisation eines deutsch-russischen Jugendaustausches:
Teamwork über Landesgrenzen hinweg

Wie funktioniert Zusammenarbeit im Internationalen Team?

Johanna Heil 

Um eine erfolgreiche Begegnung junger Menschen aus verschiedenen Ländern zu schaffen, ist eine langfristige intensive und ausgewogene Zusammenarbeit im internationalen Leitungsteam vorausgesetzt. Was sind die Hürden der Zusammenarbeit im internationalen Kontext im schulischen und im außerschulischen Rahmen und welche Methoden und Tools helfen, diese zu überwinden? 

Wichtig ist, dass die Leitungspersonen des Partnerlandes sich zunächst ausgiebig kennenlernen und sich über ihre Vorstellungen zur Begegnung austauschen. Am besten funktioniert das im Rahmen eines persönlichen Vorbereitungstreffens. Ein solches Treffen kann durch die Stiftung DRJA als Fachkräfteaustausch gefördert werden. Neben dem persönlichen Kennenlernen (hier eignen sich erprobte gruppendynamische Spiele und Übungen zum Kennenlernen um eine lockere und vertraute Atmosphäre zu schaffen in der man gerne gemeinsam weiter arbeitet) dienen solche Zusammenkünfte der gegenseitigen Präsentation der beteiligten Organisationen, der gemeinsamen Festlegung von Zielen (beispielsweise mit Unterstützung SMART-Methode) und dem Austausch über Methoden, Programmentwicklung und Aufgabenverteilung. Wenn Sie diese Aufgaben gemeinsam mit der Partnerorganisation entwickeln, mit Deadlines versehen und verteilen, erhöhen Sie das Verantwortungsgefühl auf beiden Seiten und schaffen eine wichtige Voraussetzung für eine verbindliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. 

Wie in allen Bereichen unserer globalisierten Gesellschaft nimmt das Thema Diversität einen hohen Stellenwert in der Internationalen Jugendarbeit ein. Sinnvoll ist es daher, wenn Sie das Thema beim Kennenlernen offen ansprechen und sich über Vorstellungen von und Methoden zum Umgang mit Diversität auf allen ihren Ebenen austauschen. 

Besondere Herausforderung beim persönlichen Vorbereitungstreffen internationaler Leitungspersonen können sprachliche Barrieren sein. Übungen aus der Sprachanimation helfen Ihnen Berührungsängste abzubauen. Bei mangelnden Fremdsprachkenntnissen können Sie Übersetzerinnen und Übersetzer einsetzen. Unter bestimmten Voraussetzungen können sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Rahmen die Kosten für sprachmittelnde Personen aus der Förderung der Stiftung DRJA bezuschusst werden. Wichtig ist in diesem Fall bei der Ablaufplanung die Zeit für die Übersetzung einzukalkulieren. Schriftliche Präsentationen und Handouts sollten vorab zweisprachig vorbereitet werden.

Gruppe fährt gemeinsam  zum Austauschpartner

Nicht immer ist ein persönliches Vorbereitungstreffen umsetzbar. Hinderungsgründe können beispielsweise mangelnde Finanzierung, zu große Entfernung der beiden Länder oder Zeitprobleme sein. Auch globale Ereignisse können dazu führen, dass persönliche Treffen nicht möglich sind. Im digitalen Zeitalter gibt es glücklicherweise hilfreiche Alternativen (DINA.international, andere Videokonferenzsysteme, Skype, Soziale Netzwerke, Telekommunikationsanbieter) um sich auch ohne persönliches Vortreffen ausführlich austauschen zu können. Insbesondere bei einem Erstkontakt sollte ein intensives Kennenlernen unbedingt angestrebt werden. Digitale Medien sind im Kontext internationaler Teamarbeit jedoch nicht nur eine mögliche Alternative zu persönlichen Kennlerntreffen. Weiterhin unterstützen online-Tools zum Projektmanagement DINA.international und Projektwelt der Stiftung DRJA auch nach dem Vorbereitungstreffen trotz Entfernung und Zeitverschiebung regelmäßig und kostenfrei im Kontakt zu sein und sich jederzeit über den Stand der Vorbereitung der Partnerorganisation informieren und austauschen zu können. 

Auch während der eigentlichen Jugendbegegnung sollten Sie die Aufgaben gemeinsam im Team vorab klar verteilen und kommunizieren. Dabei ist wichtig, dass die Verantwortung auf alle Leitungspersonen gleich übertragen wird, unabhängig davon in welchem Land die Begegnung stattfindet. Die Vertreterinnen und Vertreter des Gastlandes sollen sich nicht nur als Gäste fühlen, sondern vor allem als gleichberechtigte und gleichverantwortliche Teilnehmende bzw. Leitungspersonen des Austauschs. Hierfür ist es wichtig, dass Moderationen und Programmbausteine vom internationalen Leitungsteam im gleichen Anteil durchgeführt werden.  

Tägliche Reflexionsphasen unterstützten Sie dabei sicher zu gehen, dass die Begegnung für alle Beteiligten läuft wie geplant, dass Konflikte angesprochen und ggf. Programmanpassungen vorgenommen werden können. Sie stellen zudem sicher, dass sich jede Leitungsperson in ihrer Rolle wohl und sicher fühlt und die Verantwortlichkeiten ausgewogen verteilt wurden. 

Am Ende der Begegnung sollte eine gemeinsame – möglichst schriftliche – Evaluierung durchgeführt werden, die zuvor eingeholte Rückmeldungen der Teilnehmenden berücksichtigt, Ergebnisse auswertet, Erfolge und Misserfolge gleichermaßen thematisiert und konkrete Rückschlüsse für die weitere Zusammenarbeit sammelt. 

In allen Phasen der Begegnung ist natürlich eine entspannte Atmosphäre im Team von enorm großer Bedeutung. Ein harmonischer Umgang unter den Leitungspersonen wirkt sich auch auf das Wohlbefinden der Teilnehmenden positiv aus. Das ist in den häufigen Stressphasen insbesondere während der Begegnung vor Ort nicht immer leicht, aber auch hier gibt es hilfreiche kleine Übungen (Schutzengelspiel, „Warme Dusche“) die dabei helfen, einen wertschätzenden Umgang untereinander nicht aus den Augen zu verlieren.

Last but not least – nicht nur aus der kreativen Projektmanagementmethode Dragon Dreaming wissen wir, wie wichtig es ist, am Ende einer Begegnung auch das gemeinsame Feiern nicht zu vergessen. Dadurch verstärken Sie das Gefühl gemeinsam als Team etwas Großes geleistet zu haben, kommen nach der abgefallenen Verantwortung nochmal ungezwungen und entspannt zusammen um einfach „nur“ miteinander Spaß zu haben. Danach wird man sich umso mehr auf das nächste gemeinsame Projekt freuen!

 

Johanna Heil war als Referentin für internationalen Jugendaustausch bei der djo-Deutsche Jugend in Europa tätig. Ihre vielseitigen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit internationalen Partnern aus dieser Tätigkeit sind Hintergrund dieses Beitrags. Derzeit ist sie als Bildungsreferentin für Vielfalt und Inklusion & Internationales beim Deutschen Jugendrotkreuz tätig.

Wissenswertes

zu methodischen Ansätzen:

  • Die Projektentwicklungs-methode Dragon Dreaming nutzt das Träumen, um Gemeinschaften zu entwickeln und gemeinsame Projekte entstehen zu lassen.
  • Projektziele leicht erkannt: Die SMART-Methode kann dabei helfen Ziele konkret auszumachen und zu benennen.
  • Hier finden Sie einige Spiele zum Kennlernen!

zur Antragsstellung bei der Stiftung DRJA:

  • Alle Informationen zu Jugendbegegnungen und Fachkräfteaustauschen finden Sie hier.

Lesenswertes

zum Thema Diversität:

Anne Sophie Winkelmann, Jugendarbeit international - Vielfalt erleben: MORE THAN CULTURE: Diversitätsbewusste Bildung in der internationalen Jugendarbeit