Astrid Nebelung
"Wie war's denn so?", diese Frage haben viele nach einer Reise, Konferenz oder einem Projekt schon einmal gehört. So allgemein gestellt ist sie schwer zu beantworten und eine Antwort ist oft nicht befriedigend. Daher lohnt es sich für Sie als Projektleitung Ihr Projekt differenzierter auszuwerten. Wir werfen einen Blick auf die Frage, wie das gelingen kann.
Die Auswertung Ihres Projektes ist vor allem in Ihrem eigenen Interesse und dient dem Erkenntnisgewinn für zukünftige Projekte. Obwohl es auch andere relevante Interessen geben kann (z.B. die von Geldgebern, die die Wirksamkeit ihrer Förderung überprüfen wollen, vgl. Kapitel zur Qualität), entscheiden Sie selbst, ob und welche Ergebnisse Sie nach außen kommunizieren
Warum sollten Sie Ihre Jugendbegegnung evaluieren?
Wann und wie – Wege und Methoden der Evaluierung
Um einen ersten Eindruck und Überblick über die Stimmung und Meinungen der Teilnehmenden zu erhalten, bietet sich eine Auswertung mit der Gruppe noch während des Projekts an. Neben regelmäßigen Zwischenreflektionen im Team, die einen Einfluss auf die weitere Projektgestaltung haben (vgl. Artikel von Stephan Schwieren), findet eine Endauswertung üblicherweise ihren Platz am Ende eines Programms vor der Verabschiedung.
Den richtigen Zeitpunkt für eine Auswertung zu finden, ist nicht unbedingt immer einfach. Wenn die Gruppe sich auch nach der Begegnung (z.B. als Kurs oder Klasse in der Schule) regelmäßig trifft, kann eine Auswertung mit etwas zeitlichem Abstand sinnvoll sein. Wenn aber eine Gruppe sich aufgrund einer freien Ausschreibung nur einmalig in dieser Zusammensetzung zusammenfindet und nach dem Projekt auseinander geht, ist unbedingt noch während des Projekts an die Evaluierung zu denken. Ideal ist eine Kombination aus kurzem Stimmungsbild und ausführlicher Auswertung mit zeitlichem Abstand.
Um statistisch auswertbare detaillierte Feedbacks zu erhalten, eignet sich ein klassischer Evaluierungsbogen für die Befragung der Teilnehmenden und Teammitglieder. Für die internationale Jugendarbeit gibt es mit i-EVAL ein erprobtes Instrument, das zur Auswertung von Begegnungen geeignet ist. Es handelt sich um ein wissenschaftlich überprüftes Instrument zur Selbstevaluierung, bei dem die Definition von Erfolgskriterien dem Projektleitungsteam überlassen wird.
Selbstverständlich können Sie auch eigene Fragebögen entwickeln und diese selbst auswerten. Dann ist es notwendig, bei der Formulierung der Fragestellungen sehr genau zu überprüfen, ob diese interkulturell missverständlich sind. Sie haben dabei die Möglichkeit, entweder einen standardisierten oder einen offenen Fragebogen zu verwenden. Möchten Sie die Evaluation z.B. im Nachgang per Mail an Ihre Teilnehmenden verschicken, können Sie einfach Online-Fragebögen mit Tools wie Lamapoll erstellen.
Kommunikation der Projektergebnisse nach außen
Daneben möchten natürlich auch Förderer einen (möglichst ehrlichen) Sachbericht erhalten, in dem sowohl über Gelungenes als auch über Probleme berichtet wird. Gern gesehen wird auch, wenn Sie in der Öffentlichkeit Ihre Ergebnisse präsentieren: in Zeitungen, im Radio oder gar im Fernsehen, zumindest aber auf Ihrer eigenen Homepage und in Ihren eigenen Veröffentlichungen (wie z.B. der Schulzeitung).
Auch Ihre Kolleginnen und Kollegen, sowie Eltern und Freunde der Teilnehmenden sind neugierig, was Sie und die Jugendlichen während der Begegnung so alles erlebt haben. Wieso also nicht eine Ausstellung organisieren oder zu einem Nachmittag/Abend mit Fotos und Berichten einladen? Wer eine Geschichte erlebt hat, soll sie auch erzählen!
Ihrer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nehmen Sie sich die Zeit zur Reflexion und Evaluierung und lassen Sie andere an Ihren Ergebnissen teilhaben!
Astrid Nebelung ist Referatsleiterin für Förderung und Qualifizierung in der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch. Seit 2001 arbeitet sie im Bereich der öffentlichen Förderung und hat Erfahrung mit verschiedenen Förderprogrammen. Sie ist der Meinung, dass die Angst vor Formularen und Zahlen unberechtigt ist und es sich lohnt, sich einfach zu trauen!
Die Stiftung EVZ hat ein Methodenheft zur Selbstevaluation für internationale Jugendbegegnungen veröffentlicht, das viele methodische Anregungen bietet.
Das T-Kit Educational Evaluation in Youth Work (in englischer Sprache, herausgegeben vom Europarat und der Europäischen Kommission) bietet ebenfalls einen guten Einblick in die Theorie und v.a. die Praxis der Evaluierung.