Das war das Jahr 2019

Wir danken für die Zusammenarbeit!

Liebe Partnerinnen und Partner, Aktive und Unterstützer im deutsch-russischen Jugend- und Schüleraustausch,

das Jahr 2019 war für die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch ein besonderes Jahr. Wir konnten auf 15 Jahre Jugendabkommen zurückblicken. Im Jahr 2004 wurde das „Abkommen über die jugendpolitische Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation“ im Beisein des Bundeskanzlers und des russischen Präsidenten unterzeichnet. Wir haben dieses Jubiläum genutzt, um zurückzublicken und zu analysieren wie sich der Jugendaustausch seither entwickelt hat. Die Zahlen können sich sehen lassen:

Im schulischen und beruflichen Austausch wurden insgesamt ca. 3.500 Maßnahmen gefördert, an denen ca. 125.000 junge Menschen teilgenommen haben. Dies unterstreicht die Bedeutung Russlands für den schulischen Austausch. Mit keinem anderen Land der Welt, außer Frankreich und Polen, unterhält Deutschland derart intensive Austauschbeziehungen im schulischen Bereich. Der berufliche Austausch ist dabei nur ein kleiner Bereich mit ca. 300 bis 500 Teilnehmenden pro Jahr. Insgesamt wurden jeweils in beiden Ländern ca. 500 Einrichtungen der schulischen und beruflichen Bildung in den Austausch einbezogen. Hinsichtlich der Themen im schulischen Austausch gibt es einen großen Anteil von Maßnahmen zum Thema Kultur, aber auch Geschichte und Politik sowie Technik und Umwelt sind neben anderen Themen stark vertreten.

Im außerschulischen Austausch wurden insgesamt ca. 3.400 Maßnahmen mit ca. 78.000 Teilnehmenden gefördert. Auch dies ist eine beachtliche Größe, vor allem vor dem Hintergrund, dass der Reiseweg von und nach Russland weit ist und das Visasystem die Zusammenarbeit behindert. Insgesamt wurden 750 Jugendorganisationen und Organisationen der Jugendhilfe in den Austausch einbezogen. Dies widerlegt das oft vorgebrachte Stereotyp einer fehlenden Zivilgesellschaft in Russland. Natürlich ist Zivilgesellschaft in Russland anders organisiert und hat ihre spezifischen Probleme. Der häufig in den Medien transportierte Eindruck einer monolithischen Gesellschaft in Russland, hat jedoch wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Die Breite des Jugendaustauschs mit Russland dokumentiert auch die Breite der Jugendarbeit in Russland.

Neben der positiven Bilanz, gibt es eine Vielzahl von Problemlagen, die die Weiterentwicklung des Jugendaustauschs behindern. Die Visaregelungen stellen eine organisatorische und finanzielle Hürde dar. Zwar gibt es Erleichterungen bei den Visaregelungen für den Jugendaustausch, dennoch sorgt das Visasystem dafür, dass bestimmte Regionen und Zielgruppen kaum erreicht werden. Die Mittel im Jugendaustausch reichen bei weitem nicht aus. Im schulischen und beruflichen Austausch übersteigt der Bedarf die Mittel um ein Drittel und im außerschulischen Austausch ist er sogar doppelt so hoch. Unter diesen Voraussetzungen ist das Bestreben der Stiftung, neue Zielgruppen zu erreichen und dabei auch Jugendliche stärker einzubeziehen, die keine höhere Schulbildung anstreben und deren Eltern nur  ein geringes Einkommen haben, nur schwer umsetzbar. Mit den derzeitigen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, wäre eine Ausweitung der Zielgruppen nur möglich, wenn bisher geförderte Partnerschaften nicht mehr berücksichtigt würden. Das führ für die Stiftung zu einem Zielkonflikt, weil gerade die langfristigen Partnerschaften in allen Bereichen des Jugendaustauschs erhalten bleiben sollen.

Die Lösung dieses Zielkonfliktes und der anderen angesprochenen Probleme kann nur durch die Politik erfolgen. Die Stiftung benötigt dringend mehr finanzielle Ressourcen, um eine inhaltliche und zielgruppenspezifische Weiterentwicklung des Jugendaustauschs zu ermöglichen. Darüber hinaus kann eine Änderung der Visaregularien zwischen beiden Ländern nur auf Initiative der Politik erfolgen. Deshalb wird die politische Kommunikation ein wichtiger Bestandteil der Aktivitäten der Stiftung in den nächsten Jahren sein. Der Startpunkt dieser Initiative war das Dialogforum „Berliner Dialog zum Jugendaustausch“ im November dieses Jahres. Der „Berliner Dialog“ wird möglicherweise zu einer Veranstaltungsreihe ausgebaut, mit dem Ziel, die Bedarfe der Akteure des Jugendaustauschs im politischen Raum zu kommunizieren und Unterstützer in der Politik zu finden, um substantielle Verbesserungen zu erzielen.

Die Organisatorinnen und Organisatoren des Jugendaustauschs können uns dabei helfen, indem sie im Bereich des außerschulischen Bereichs Bundestagsabgeordneten und im Bereich des schulischen Austauschs Landtagsabgeordnete  über ihre Aktivitäten informieren und auf die Bedeutung des deutsch-russischen Jugendaustauschs aufmerksam machen. Damit bekommen Abgeordnete eine konkretere Vorstellung davon, was eigentlich Jugendaustausch ist und dass Jugendaustausch in ihrem Wahlkreis eine Bedeutung hat. Gerne können wir hierzu näher beraten.

Wir danken allen Organisationen und Akteuren für ihr Engagement in den deutsch-russischen Beziehungen und danken allen Partnerinnen und Partnern sowie Kolleginnen und Kollegen im Jugend- und Schüleraustausch für die gute Zusammenarbeit in diesem Jahr.

Wir danken dem Auswärtigen Amt für die Unterstützung des „Jugendforum der Städtepartnerschaften“ und der Globus-Stiftung für die Unterstützung des Schulischen Austauschs 2019.

Unser besonderer Dank gilt den Gesellschaftern, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Freien und Hansestadt Hamburg, der Robert Bosch Stiftung und dem Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft für die gute Kooperation und finanzielle Unterstützung, die unsere Arbeit erst möglich macht.

Thomas Hoffmann
Geschäftsführer

  






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