Lehrkräfte zu Gast in Rostow am Don

Informationsreise

Angefüllt mit vielfältigen Eindrücken kehrten die sechs Teilnehmerinnen und der Teilnehmer des Lehreraustauschs mit Rostow am Don von ihrer einwöchigen Reise zurück nach Frankfurt am Main. Der „Дворец творчества детей и молодёжи“ (ДТДМ) hatte in Kooperation mit der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch diesen Lehreraustausch organisiert. Neben der Anbahnung neuer Kontakte zwischen Schulen in Rostow am Don und Deutschland ging es auch darum, Einblicke in Entwicklungen des russischen Bildungssystems zu erhalten und Informationen zur aktuellen Landeskunde im Rostower Gebiet zu sammeln.

Vermittelt wurde den Gästen aus Deutschland vor allem ein umfassendes Bild der aktuellen Bildungslandschaft in der Region. Besuche in Einrichtungen der sogenannten ergänzenden Bildung (дополнительное образование) und Unterrichtshospitationen in allgemeinbildenden Schulen und einer Schule für Sehbehinderte boten Anlass für Gespräche mit russischen Kolleginnen und Kollegen. Vertieft wurden diese Eindrücke noch durch ein Treffen mit dem Leiter der Bildungsbehörde der Stadt Rostow am Don, Aleksandr Uwarowskij. Dieser fachliche Austausch zeigte Möglichkeiten einer Kooperation ebenso wie mögliche Konfliktfelder. Erstaunen und Fragezeichen auf beiden Seiten gab es bei verschiedenen Aspekten der aktuellen Bildungsdebatten in beiden Ländern. So ist die Frage der Integration und Inklusion im Rostower Gebiet derzeit kein Thema, da sich niemand vorstellen kann, wie das funktionieren sollte. Hingegen rief der Wunsch der Rostower Behörde eine äußere Differenzierung der Schülerinnen und Schüler mit Hilfe verschiedener Schulformen zu ermöglichen, Erstaunen bei den Lehrkräften aus Deutschland hervor, die aus ihrer Heimat gerade die gegensätzliche Entwicklung kennen. Für die russischen Kolleginnen und Kollegen der ergänzenden Bildung wie der allgemeinbildenden Schulen wiederum ist die flächendeckende Einführung von Ganztagesschulen in Deutschland eine Entwicklung, die sie für nicht sinnvoll halten. Wann sollten denn die Schülerinnen und Schüler noch ergänzende Angebote wie die des ДТДМ wahrnehmen, wenn sie den ganzen Tag in der Schule sind? - fragen sie. Auffällig fanden die deutschen Lehrerinnen und Lehrer die Dominanz des Frontalunterrichts. Eine neue Entwicklung an den Schulen in Russland war für die Gäste hingegen die Einführung des Faches «Правoславная культура», Zeichen der sogenannten patriotischen Erziehung, die in der russischen Bildungslandschaft groß geschrieben wird und einiges an Diskussionspotential zwischen Partnern in Deutschland und Russland bietet.

Doch allen Bestrebungen einer patriotischen Erziehung zum Trotz: es wurde deutlich, wie groß bei Kindern, Jugendlichen und ihren Lehrerinnen und Lehrern der Wunsch nach internationalen Kontakten ist. Doch auch das stellte der Vertreter der Bildungsbehörde klar: eine finanzielle Unterstützung wird die Stadt Rostow für solche Partnerschaften nicht bieten können. Doch das schreckte die Gastgeber und ihre Gäste aus Deutschland nicht ab – im Gegenteil: der Austausch war herzlich und intensiv. An manchen Schulen wurden gleich Nägel mit Köpfen gemacht, etwa wenn das Spiel „Spielend Russisch lernen“ in gemeinsamer nächtlicher Arbeit in ein Spiel „Spielend Deutsch lernen“ umgemünzt wurde und am nächsten Tag zum Einsatz kam. So wurden erste Schritte zu neuen Schulpartnerschaften gegangen, die dann beim Gegenbesuch der russischen Kolleginnen gefestigt werden können. Einen ausführlichen Reisebericht finden Sie hier Fotos von der Informationsreise können in der Bildergalerie eingesehen werden.

Teilen