Zivilgesellschaftliche Begegnungsräume trotz Herausforderungen

Diskussionsabend "(Don't) mention the war!" am 15. Mai 2024

Unter dem Motto „Don’t mention the war!“ luden die Stiftung DRJA, der Verein Freunde Baschkortostans e.V. und der Verein Deutsche Gesellschaft e.V. am 15. Mai 2024 nach Halle (Saale) ein. Mit vier Expertinnen und dem Publikum diskutierten wir, wie zivilgesellschaftliche Begegnungsräume trotz aktueller Herausforderungen geschaffen und erhalten werden können.

Die Talkgäste und ihre Perspektiven

Die vier Expertinnen brachten unterschiedliche Hintergründe mit:

  • Mandy Ganske-Zapf ist freie Journalistin für Osteuropa und kennt Russland aus vielen Reisen und längeren Aufenthalten.
  • Katharina Nordhaus ist seit 2012 im Städtepartnerschaftsverein Freunde Baschkortostans aktiv, erst als Teilnehmerin eines Jugendaustausches, später als Organisatorin und Vorstandsmitglied.
  • Irina Schafeeva hat in Ufa, der Partnerstadt von Halle, eine Sprachschule für Deutsch gegründet und leitet diese derzeit aus der Ferne.
  • Anna Rausch unterrichtet Russisch an der Waldorfschule Halle und betreut einen Schüleraustausch mit Petrosawodsk.

Herausforderungen und Chancen

Mandy Ganske-Zapf berichtete von den Schwierigkeiten, den Kontakt zu Menschen in Russland aufrechtzuerhalten. Reisen nach Russland seien für freie Journalisten unsicher und teuer, weshalb das Internet oft die einzige Kommunikationsmöglichkeit bleibt. Auch bei der Wahl der Messenger-Dienste müsse man vorsichtig sein, um niemanden zu gefährden.

Irina Schafeeva schilderte den Rückgang des Interesses am Deutschlernen und die Abwanderung von Lehrkräften ins Ausland. Internationale Projekte seien kaum noch umsetzbar. Digitale Angebote aus Deutschland könnten eine wertvolle Unterstützung sein.

Anna Rausch berichtete von den Auswirkungen des fehlenden Schüleraustauschs seit 2019. Die Schule habe jedoch entschieden, weiterhin Russisch zu unterrichten, da dies ein wichtiger Bestandteil des Programms der Waldorfschule sei.

Bedeutung der Städtepartnerschaft

Katharina Nordhaus hob die wichtige Rolle der Freunde Baschkortostans für die Städtepartnerschaft zwischen Halle und Ufa hervor: Mit ihren jährlichen Jugendbegegnungen und Partnerschaftsprojekten füllte der Verein die Partnerschaft mit Leben und sorgte für ihre Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. Trotz der Herausforderungen vor dem Krieg und des fehlenden Austauschs seit fünf Jahren, bemühe sich der Verein, Brücken zu russischsprachigen Menschen in Halle zu bauen. Digitale Tee-Abende pflegen die vielen privaten Kontakte.

Diskussionsrunde und Ausblick

In der Diskussion, an der sich das Publikum intensiv beteiligte, wurde die Frage aufgeworfen, wie lange man die gegenwärtige „Eiszeit“ durchhalten und motiviert bleiben könne. Mandy Ganske-Zapf vermutete eine Verschärfung der Situation, da sich das Regime weiter radikalisiere. Begriffe wie „Freiheit“ und „Demokratie“ würden in Russland negativ besetzt und mit den Wirren der 90er Jahre verbunden.

Katharina Nordhaus betonte, dass der persönliche Kontakt zu Menschen in Russland motivierend sei und positiv wahrgenommen werde. Es gebe noch Ideen und Kreativität, um weiterzumachen, auch wenn im Moment kein Ende der Situation in Sicht sei.

Mitschnitt der Veranstaltung

Falls Sie nicht dabei sein konnten, können Sie sich die lebhafte Diskussion nochmals im Mittschnitt der Veranstaltung ansehen.   

Teilen